Kreisfeuerwehrtag 2014:
Treffen der Generationen
In den Räumlichkeiten und auf dem Gelände des Deutschen Feuerwehrmuseums in Fulda fand am 19. und 20. September unter dem Motto „come together“ der Kreisfeuerwehrtag 2014 statt. Eingeladen zu der Veranstaltung, die ein vielseitiges und attraktives Programm aus Ausstellungen, Vorführungen, Fachvorträgen und musikalischer Unterhaltung beinhaltete, hatte der Kreisfeuerwehrverband Fulda.
Aus dem Motto für diesen Kreisfeuerwehrtag wurde Wirklichkeit: Es trafen sich Feuerwehren von jung (Kinderfeuerwehren) bis alt (Ehrenmitglieder) aus dem Landkreis und der Stadt Fulda sowie befreundete Hilfsorganisationen, Besucher aus der Bevölkerung sowie Vertreter der Politik, darunter der Abgeordnete des Deutschen Bundestags Michael Brand und der Abgeordnete des Hessischen Landtags Markus Meysner. Das Aufeinandertreffen von der im Feuerwehrmuseum ausgestellten historischen Feuerwehrtechnik auf modernste Fahrzeuge und Ausrüstung der Gegenwart sorgte für das ideale Ambiente.
Erzählcafé und Jugendfeuerwehrdisco am Freitag
Am Freitagabend konnte Lothar Mihm, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, in seiner Begrüßungsrede zahlreiche Gäste und Besucher willkommen heißen. Im Mittelpunkt seiner Ansprache stellte er den Slogan „Feuer der Begeisterung“, das entzündet werden muss, um die Begeisterung bei Feuerwehrleuten für ihr Ehrenamt zu erwecken. Hierzu wurde vor den Augen der Gäste symbolträchtig auch ein „echtes“ Feuer von einigen Fackelträgern entzündet.
Beim anschließenden bunten Abend stand ein „Erzählcafé“ im Mittelpunkt. Unter der Moderation von Rolf Schamberger, Direktor des Deutschen Feuerwehrmuseums, beschrieb Edgar Jahn – Jahrgang 1938 und langjähriger Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Künzell – begleitet von einigen Anekdoten, wie der erste Kreisfeuerwehrtag im Jahr 1960 in Künzell-Bachrain organisiert und ausgerichtet wurde. So nahmen zu dieser Zeit eine Reiterstaffel, besonders gekleidete Festdamen sowie Jugendliche mit geschmückten Fahrrädern am Festzug teil.
Karl Sauerbier aus Großentaft, ehemalig Ortsbrandmeister, Vorstandsmitglied im Kreisfeuerwehrverband Hünfeld und Kreisfeuerwehrverband Fulda sowie heutiges Ehrenmitglied, wusste von einem ganz besonderen Brandeinsatz zu berichten. Am 10. April 1969 wurde die Freiwillige Feuerwehr Mansbach, damals noch Kreis Hünfeld, zu einem Flächenbrand in den Meiselsgraben alarmiert (der Meiselsgraben ist ein bewaldeter Graben in der Gemarkung Mansbach, nordöstlich von Mansbach in Richtung Pferdsdorf in Thüringen). Der Flächenbrand war in der Gemarkung Pferdsdorf, damals DDR, entstanden und hatte sich unter dem Grenzzaun hindurch auf westliches Gebiet ausgebreitet. Die Feuerwehr Mansbach, damals nur mit einer Tragkraftspritze und einem Anhänger ausgerüstet, bekämpfte – unterstützt von Nachbarwehren – den Flächenbrand mit Traktoren und Jauchefässern. Auf der anderen Grenzseite wurde das Feuer mit modernen Fahrzeugen der Werkfeuerwehr des Kaliwerks Unterbreizbach bekämpft. Als Konsequenz wurde dieser technische Rückstand gegenüber dem anderen Teil Deutschlands eilig aufgeholt: bereits ein Jahr später wurde der Feuerwehr Mansbach ein neues Tanklöschfahrzeug übergeben.
Einen analogen Vorgang jenseits des „Eisernen Vorhangs“, der sich 1986 in der nordthüringischen Kleinstadt Ellrich ereignete, schilderte Siegfried Bossack, Mitglied im Landesfeuerwehrverband Sachsen. Die Leitung der Feuerwehr nutze das Argument, dass man sich in Ellrich, das zu drei Vierteln von der innerdeutschen Grenze umringt war, von dem kapitalistischen Westen beobachtet fühle und man sich doch keinesfalls die Blöße geben könne, feuerwehrtechnisch unterlegen zu sein. Ergebnis auch hier: Ellrich erhielt ein neues Tanklöschfahrzeug, das ursprünglich sogar einer anderen Feuerwehr zugedacht war.
Helena Jobst, die 2013 und 2014 ihr Freiwilliges Soziales Jahr beim Kreisfeuerwehrverband Fulda absolvierte und der Einsatzabteilung in Hosenfeld Jossa angehört, beleuchtete ein ganz aktuelles Thema: Frauen in der Feuerwehr. Erst 1974 waren hierfür die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen worden. Frauen sollten damals dem „leichteren“ Fernmelde- und Sanitätsdienst in der Feuerwehr zugeordnet werden. Inzwischen herrscht allerdings weitgehend Gleichberechtigung. Größere Unterschiede in der Einsatztätigkeit und eine andere Behandlung gegenüber ihren männlichen Kameraden könne Helena Jobst, selbst sogar Atemschutzgeräteträgerin, in ihrer Wehr Jossa nicht mehr feststellen.
Der Bundestagsabgeordnete Michael Brand bekräftigte in seinem Grußwort, dass die Feuerwehren ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesellschaft seien und bedankte sich für deren ehrenamtliches Engagement. Gemeinsam mit Lothar Mihm nahm er Ehrungen einiger verdienter Feuerwehrleute vor.
Für äußerst frohsinnige Unterhaltung sorgte das Duo „Picco Bello“ aus Göttingen. Als „Hauptbrandmeister Heinz Schröder“ und „Feuerwehr-Auszubildender Achim Krawutke“ entlocktem sie mit ihren Einlagen und der Darstellung der humorvollen Seite des Themas Feuerwehr einhellig Begeisterung und herzhafte Lacher bei den Gästen. „Die waren wirklich klasse“ lautete übereinstimmend der Kommentar einiger Besucher. Für die passende musikalische Umrahmung des Abends sorgte die Marching Band der Freiwilligen Feuerwehr Künzell-Bachrain. Zur Unterhaltung der jugendlichen Feuerwehrleute fand eine Disco statt.
Fahrzeugübergaben an die Feuerwehr Fulda
Am Samstag startete der Kreisfeuerwehrtag mit einem bunten Spiel- und Spaßprogramm für Kinderfeuerwehren, unter anderem mit einer Feuerwehr-Olympiade, einer Taststraße mit Feuerwehr-Ausrüstungsgegenständen und einem Klang-Workshop. Zwei Fachvorträge zu den Themen Hybrid-Fahrzeuge und Unfall-Versicherungsschutz gehörten zum Nachmittagsprogramm des Veranstaltungstages. Ein vorzeitiges Ende fand der Kreisfeuerwehrtag am späten Nachmittag leider durch ein Gewitter mit Starkregen.
Zuvor während der Kundgebung, die vom Verbandsvorsitzenden Lothar Mihm eröffnet wurde und zu der sich eine Reihe von Ehrengästen eingefunden hatten, erfolgte durch Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller die feierliche Übergabe eines Hilfe-Löschgruppenfahrzeuges an die Feuerwehr Fulda-Mitte sowie eines Tragkraftspritzenfahrzeuges-Wasser an die Feuerwehr Fulda-Edelzell. Die beiden Fahrzeuge wurden gesegnet durch den evangelischen Pfarrer Stefan Bürger aus Fulda-Neuenberg und Prälat Christof Steinert vom Bistum Fulda. Grußworte sprachen der Leiter der Feuerwehr Fulda Thomas Helmer, der stellvertretende Kreisbrandinspektor Bernd Schädel sowie Dr. hc. Ralf Ackermann, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes sowie Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.
Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz für Bernd Schädel
Selbst sichtlich überrascht wurde Bernd Schädel, seit 2002 stellvertretender Kreisbrandinspektor des Landkreises Fulda, durch Ralf Ackermann mit dem Deutschen Feuerwehrkreuz in Gold ausgezeichnet. In seiner Laudatio ging Ralf Ackermann auszugsweise auf die ausgefüllte Feuerwehrlaufbahn von Bernd Schädel ein und bedankte sich bei ihm für sein außerordentliches Engagement für die Feuerwehr. Allein die Tatsache, dass Bernd Schädel bereits seit über einem Jahr die Funktion des Kreisbrandinspektors ehrenamtlich ausfülle, verdiene besondere Anerkennung.
„Tolles Programm, zu wenig Resonanz“
So knapp und gleichzeitig deutlich lassen sich die Stimmen einer Reihe von Besuchern zusammenfassen. An der Vielfalt und der Qualität der Programmpunkte, die unter Federführung der Geschäftsführerin des Kreisfeuerwehrverbandes Julia Roeschies für diesen Kreisfeuerwehrtag 2014 zusammengestellt worden waren, kann die relativ schwache Beteiligung nicht gelegen haben. Die Einladung und Werbung dafür wurde über alle möglichen Kanäle an die Führungskräfte und Vereinsvorsitzenden verbreitet, außerdem hat Presse vorab berichtet. Dass aus manchen Kommunen sogar überhaupt niemand gekommen ist, hinterlässt bei den Veranstaltern und den zahlreichen Helfern – darunter die Feuerwehr Fulda, die vorbildlich organisiert für die Verpflegung der Besucher gesorgt hat – neben der Freude über die gelungene Veranstaltung auch einen traurigen Nachgeschmack.
Das „Feuer der Begeisterung“ lodert offensichtlich unterschiedlich stark. Vielleicht muss es an der einen oder anderen Stelle sogar wieder neu entzündet werden. (wj)
(Bilder zum Vergrößern anklicken:)